Große Liebe mit Startproblemen

Planung Winterurlaub 2002 im Reisebüro. Normalerweise Skiurlaub, aber der Beratungsstuhl ist besetzt. Schau an, „Sportscheck“ bietet auch Surfreisen! Santa Maria - und sogar preiswert. Keine Ahnung, wo das ist, aber vielleicht ist Neckermann billiger. Tolles Bild bei Neckermann: Rib. de Paul! Aha, interessant, dort ist das. Könnte man ja auch kombinieren. Großes Abenteuer in Sicht!

Februar 2002. Flug nach Sal, erste Nacht im „Atlantico“ mit einigen Überflügen. Wou, was für ein Niveau. Früh statt Rührei undefiniertes in der Pfanne, was sich sogar als essbar entpuppte (es war Cachupa!). Vormittag kein Transfer zum Flughafen. Keine Nachricht. Nach Rückfrage dafür Nachmittag Transfer, dieser Flug war nicht ausgefallen, aber schon lange ausgebucht, es war ja Fasching. Stinkesauer! Gott sei Dank am Abend ins „Albatroz“, erstmals etwas Positives auf dieser Reise.

Nächster Tag nach Mindelo ohne Probleme. Ins „Avenida“. Hafenblick - wegen der Ruhe. Denkste. Gegen Mitternacht Höllenlärm, unbekannte Musik, laut wie direkt vor dem Bett. Musste ja so sein, der Speiseraum direkt unter uns ist immer zu Faschingszeit eine Disko! Noch stinkesaurer, denn am Folgetag im Plan: Rib. de Paul, unser Reisegrund!

Aber von nun an alles anders. Wie im Traum. Mit „Oswaldo“ (wer kennt ihn nicht?) wandern auf Santo Antao. Traumwetter, Rib. de Paul wolkenlos. Und es folgten auch die Abenteuer: Ponta do Sol: Wem geben wir unsere mitgebrachten vier Fußbälle? Endlich treffe ich einen Jungen, der gerade noch in einem Hof gekickt hat. Englisch Fehlanzeige, aber er sucht einen Freund, der konnte englisch. Dieser wollte nicht glauben, dass ich einen Fußball hätte, zeigt mir aber das ummauerte Fußballfeld. Dort wie immer eine Meute Kinder beim spielen. Sofort Pause. Fußball? Wo denn? Wir spielen weiter! Also, schnell zur Pension und zurück! Das war ein Hallo! So viel Freude in den Augen, in Deutschland undenkbar! Das Foto und ein analoges aus Cha de Igreja hängen als Vergrößerung in einer Schule in Rib. Grande (haben wir bei der zweiten Reise erfahren).

Irgendwo sind wir dann vom Kapverdenvirus infiziert worden – und zwar richtig. Ob es nun Rodriges in Cha de Igreja war, der sein Schlafzimmer für uns geräumt hat, weil „Studiosus“ seine Zimmer brauchte, oder etwas anderes – es ist auch egal. Vielleicht war es die CD „Cordas do Sol“, oder der Fasching am Dienstag in Porto Novo und am Aschermittwoch in Mindelo oder die freundlichen Menschen oder … oder … oder. Und aus den Fußbällen in Porto Novo sind persönliche Freundschaften entstanden. So sind wir bei unserer zweiten Reise, ein Jahr später, Ehrenmitglied im „Sporting Clube de Porto Novo“ geworden. Da wir diesem unter die Arme gegriffen hatten.

Ein wunderbares Erlebnis hatten wir bei unserer zweiten Reise, bei der wir Schreib- und Spielwaren mitgenommen hatten. In Porto Novo erhielten wir den Hinweis auf die „ORGANIZACAO DAS MULHERES DE CABO VERDE“, die nur aus Privatspenden finanziert wird und sich um alleinstehende Mütter und deren Kinder kümmert. Am ersten Tag auf Santo Antao, einen Tag nach einer Faschingsfeier waren wir dort und haben unsere Geschenke übergeben. In einem Raum waren einige Nähmaschinen, dort lernen die Mütter das Nähen für den Eigenbedarf und eventuell als Lebensunterhalt. Am letzten Tag auf der Insel mussten wir unbedingt noch mal dort hin – diesmal aufgeräumt, es war (einfaches) Essen vorbereitet und die Kinder in Sonntagskleidung haben sich bedankt.

Gegenwärtig bereiten wir unsere dritte Reise vor. Schon nach der ersten Reise sind wir dem EKF beigetreten, da wir denken, dass dieses Land Unterstützung dringend braucht. Wir werden auch diesmal nach unseren Möglichkeiten helfen, besonders der Organisation der alleinstehenden Mütter. Und wir haben noch eine dringende Aufgabe: wir müssen einen neuen Fußball nach Cha de Igreja bringen, der letzte muss jetzt schon zwei Jahre durchhalten. Der Ball davor wurde noch gespielt, als wir nur ein Jahr später an gleicher Stelle waren - und der hatte schon das entsprechende Aussehen.
Arne Lund
18.8.2004