625. Geburtstag 'Heinrich der Seefahrer'

Ein Seefahrer im wörtlichen Sinne ist Heinrich der Seefahrer nicht gewesen. Seine Erfahrungen an Bord eines Schiffes sollen sich auf wenige Überfahrten nach Ceuta in Nordafrika beschränkt haben. Trotzdem trug er diesen Beinamen nicht ohne Grund: Seinem Forscherdrang war es zu verdanken, dass Portugal zur einer der bedeutendsten Kolonialmächte des 15. Jh. und zur Weltmacht im 16. Jh. wurde. Die von ihm veranlassten Entdeckungsfahrten hatten den Grundstein für das portugiesische Weltreich gelegt.

625 Jahre ist es nun her, das Dom Henrique (Prinz Heinrich), am 4. März 1394, in Porto als dritter Sohn des Königs João I. (Johann) geboren wurde.

1415 sandte König Johann seine Söhne Pedro und Heinrich nach Ceuta, um den maurischen Stützpunkt, einen wichtigen Handelsknotenpunkt gegenüber von Gibraltar, zu überfallen und einzunehmen. Hier kamen die Karawanen aus den Gebieten südlich der Sahara zusammen. Gold, Elfenbein und Gewürze wurden u.a. gegen Metallwaren, Vieh und Textilien getauscht. Besonders begehrt war bei den Mittelmeer-Anrainern Gold, welches zur Münzprägung verwandt wurde. Viele Gewürze hatten bereits einen langen Weg aus Asien hinter sich. Sie wurden nicht nur zum Würzen von Speisen verwandt, sondern auch in der Medizin und Kosmetik.

Durch die Eroberung Ceutas (Nordafrika) hatte sich die portugiesische Krone ursprünglich einen hohen Profit aus dem Handel erhofft. Doch die Mauren verlegten nach dem portugiesischen Überfall ihre Handelsrouten. Die Stadt war plötzlich von den Handelswegen abgeschnitten.

Auch wurde Europa durch die türkische Eroberung Konstantinopels 1453 der Orienthandel durch das Osmanische Reich versperrt.

Nunmehr sollte ein Seeweg entlang der afrikanischen Küste gefunden werden. So wollte man sich mit den Stämmen weiter südlich verbünden und den Belagerern in den Rücken fallen. Zudem erhoffte man sich mittels eines Seewegs nach Asien direkt in den Gewürzhandel einsteigen zu können und die teuren Transporte über Land und die Zwischenhändler zu umgehen.

Prinz Heinrich setzte sich für das Erreichen dieser Ziele in besonderem Maße ein. So soll er nicht nur von einem starken Durchsetzungswillen sondern auch einem unstillbaren Wissensdurst und Kampfeswillen gegen alle Nichtchristen, z.B. die Mauren, geprägt gewesen sein.

Die bisher bekannten Schiffstypen waren nur zur Überfahrt des ruhigen Mittelmeers sowie zu kürzeren Küstenerkundungen geeignet. Um aber das bisher als unumschiffbar geltende Kap Bojador (Westsahara) und den stürmischen Atlantik bezwingen zu können, bedurfte es eines neuen größeren und schnelleren Schiffstyps. Heinrich gab die Entwicklung eines solchen Schiffs, der Karawelle, in Auftrag. Diese konnte gegen den Wind kreuzen. Sie war manövrierfähig und konnte sogleich mehr Waren transportieren.

Einerseits soll Heinrich ein für seine Zeit moderner wissenschaftlich denkender Mensch gewesen sein. Er förderte geografische Entdeckungen und systematische Neuerungen auf dem Gebiet der Kartografie und Nautik. Andererseits war er von der mittelalterlichen Welt und einer tiefen Religiosität geprägt. Daraus rechtfertigte er z.B. die Sklavenjagd und die von ihm veranlassten Vorstöße entlang der Küste Westafrikas.

Das 15. Jahrhundert war geprägt durch einen Wandel der Gesellschaft und eines humanistischen Menschenbilds. Der Mensch stand nun als Individuum im Mittelpunkt. Die Wirtschaftsstrukturen wurden immer komplizierter. Die Erde wurde kartografiert, um neue Handelswege zu finden. Dies alles führte aber auch zu einer Unterdrückung der 'neu entdeckten Länder'. Den Bewohnern wurde die mitgebrachte Religion aufgezwungen. Nachdem Christopher Kolumbus 1492 Amerika 'entdeckt' hatte, zog sich z.B. bald die spanische 'Blutspur der Christianisierung' von den Kanaren bis nach Mittel- und Südamerika.

Bereits Papst Innozenz IV (ca. 1195 - 1254) hatte - getrieben von einem universalen päpstlichen Machtanspruch - verkündet, es sei nur natürlich, nur einen einzigen Gott als Schöpfer zu verehren. Die Ungläubigen müssten die Prediger des Evangeliums in ihrem Gebiet zulassen. Andernfalls seien sie für ihre Sünden zu bestrafen.

Im Vertrag von Tordesillas beschlossen 1494 die damals mächtigsten Seemächte Spanien und Portugal die Aufteilung der Welt unter ihnen. Die Belange anderer Seemächte - z.B. England und Frankreich - oder die der Ureinwohner der besetzten Gebiete wurden dabei nicht berücksichtigt.

Prinz Heinrich selbst hat von dem Erfolg seiner Bemühungen, den Atlantik zu bezwingen, nicht mehr profitiert. Er starb am 13. November 1460 in Sagres (Portugal). 38 Jahre nach Heinrichs Tod entdeckte Vasco da Gamas den Seeweg nach Indien.
Petra Schmidt
6.3.2019