Eine Frage
Warum spende ich eigentlich noch?, frage ich mich manchmal. Wenn die Kapverden so gut dastehen im afrikanischen Ranking - warum sind Spenden dann überhaupt noch nötig?
Und:
Wären diese nicht woanders besser aufgehoben, wo es nicht so gut läuft? Seit Jahren überweise ich monatlich 50 an den Europäisch-Kapverdischen Freundeskreis e. V. für die Kindergarten-Projekte.
Angesichts der vielen Millionen Dollar, die an die Kapverden fließen, ist das nicht all zu viel. Aber wenn ich lese, dass mal wieder ein Gerät nicht funktioniert und zig Kinder auf ihr warmes Essen warten müssen, dann schießen mir die Tränen in die Augen und mir fallen all die Geschichten wieder ein, die ich vor 20 Jahren selbst erlebte.
Eine Erinnerung
Damals (1995) waren wir mit Zelt und Schlafsack auf Santo Antao und Sao Nicolao unterwegs, lernten dieses Land auf eine ganz innige Art und Weise kennen, wie ich es danach nicht mehr erlebt habe. Manchmal schäme ich mich noch, wenn wir mehr Sachen in unserem Rucksack hatten, als so manche Familie in ihrem ganzen Haus. Und die war trotzdem stolz auf ihren Besitz: E minha!, höre ich sie noch schwärmerisch sagen.
In unseren Trekkingschuhen mühten wir uns die Berge hoch, während junge Kerle fröhlich plaudernd neben uns herlaufen, barfuß natürlich und ebenfalls schwer bepackt. Einer schleppte dicke Flaschen mit Dieselöl. Den Ölgeruch habe ich heute noch in der Nase.
Mühelos und unbefangen sprechen sie uns an, mal in flüssigem Französisch, mal auf Englisch und - wenn gar nichts mehr geht - so nehmen sie gerne unsere Brocken Portugiesisch an.
Viele Kinder
Was mir am allermeisten auffällt, sind die vielen Kinder, in allen Altersklassen, meist in großen Gruppen und voller Neugierde. Später lerne ich, dass diese Kinder nicht immer von derselben Mutter stammen müssen. Ich lese: Die Kapverdianer haben viele Kinder von vielen Vätern und vielen Müttern und sie denken sich nichts dabei.
Keine Frage - darum spende ich
Diese Kinder müssen sich in einer Welt zu recht finden, die sie sich nicht ausgesucht haben.
Sie können für ihr Schicksal nichts und sie sollen einen guten Start bekommen.
Zu diesen Menschen habe ich damals einen konkreten persönlichen Bezug bekommen. Deswegen spende ich weiter auch wenn die Kinder von damals längst erwachsen geworden sind.
20.3.2014