Es war der 18. Juli 1918, als in Mvezo, Südafrika, ein Junge namens Nelson Mandela das Licht der Welt erblickte. Einer Welt, die er nachhaltig verändern sollte. Für seine Ideen saß er fast 30 Jahre im Gefängnis und hat trotzdem nie den Mut verloren.
Der Beginn seines Lebens war, für die damals in Südafrika geltenden Verhältnisse unter der schwarzen Mehrheit, relativ komfortabel. Er kam aus einem Nebenzweig des Königshauses der Thembu, sein Vater war Beamter. Mit 5 wurde er Hirtenjunge. Sein Vater verlor Amt und Vermögen, nachdem er sich mit der (weißen) Provinzregierung stritt, was seine Mutter dazu veranlasste, nach Qunu zu ziehen, wo er nach Sitte, Ritual und Tabu (Nelson Mandela: Long way to Freedom) der Xhosa erzogen wurde.
Mit 7 Jahren schickte ihn sein Vater auf eine Methodistenschule, eine christliche Schule. 2 Jahre später starb sein Vater und Mandela übernahm dessen Amt als Wahlbezirksleiter: sein indirekter Einstieg in die Politik. Mit 16 hatte er sein Aufnahmeritual der Xhosa.
1939 begann Mandela sein Studium, wobei hier eine Tatsache wichtig wird: Die Universität war britisch geprägt; die Briten bildeten Unterdrückte mit gleichen Werten wie Freie aus, was ihnen später in dem Punkt zum Verhängnis wurde, dass genau diese es Leute waren, die Protestbewegungen anführten und die Gewaltregime stürzten. In Indien war es Mohandas Karamchand Gandhi, besser bekannt als Mahatma Gandhi, der in London studierte und die gewaltfreie Protestbewegung anführte, die Indien und Pakistan die Freiheit brachte, in Südafrika eben Nelson Mandela. Mandela studierte Jura und lernte Oliver Tambo kennen, einen langjährigen Weggefährten. Während seines Jurastudiums begann seine politische Karriere in der schwarzen Opposition gegen das Apartheidsregime der weißen Minderheit. 1944 trat er dem ANC, dem African National Congress, bei und gründete im selben Jahr zusammen mit Walter Sisulu, Oliver Tambo und anderen die ANC Youth League, eine Art Jugendorganisation. 1949 gewann die südafrikanische National Party die Wahl und verschärfte die Apartheid zusehends. Durch Kontakte mit Politikern des South African Indian Congress (SAIC) und der Communist Party of South Africa öffnete Mandela sich dem Kommunismus und einer antirassistischen Politik. Er führte 1952 die landesweite Defiance Campaign des ANC an, die von den Ideen des gewaltlosen Widerstands Mahatma Gandhis Gebrauch machte. Im selben Jahr entwickelte er den so genannten M-Plan, der ein Anti-Apartheid-Bildungssystem und Wiederstand gegen die Apartheid beinhaltete. Seine politischen Aktivitäten erregten schon bald den Unmut der weißen Obrigkeit, und er wurde 1952 für 6 Monate gebannt: Er durfte Johannesburg nicht verlassen und musste politischen Veranstaltungen fernbleiben. Knapp ein Jahr später wurde er erneut, diesmal allerdings für 2 Jahre, unter Bann gestellt. Trotzdem beteiligte sich Mandela am politischen Widerstand gegen die Unterdrückungsmaschinerie der weißen Regierung und so wurde er 1955 mit anderen Aktivisten des Landesverrats angeklagt. Währenddessen war er ebenfalls gebannt, wurde aber, nach 5 Jahren Verhandlung, wieder freigesprochen.
Nachhaltig hat das Massaker von Sharpville Mandelas Einstellung zum Protest verändert, war er doch zunächst ein Vertreter des gewaltfreien Protestes. Nach diesem grausigen Ereignis, bei dem ohne Rücksicht scharf auf friedliche Demonstranten geschossen wurde, entschied sich Mandela, einen nicht ganz unkritisch betrachteten, aber möglicherweise nötigen Weg zu gehen: den Weg der Gewalt. Er wurde Anführer des bewaffneten Flügels des ANC und verließ illegal das Land. Der bewaffnete Flügel brachte das System ebenso wenig ins Wanken wie der friedliche Protest. 1962 wurde er verhaftet und zunächst zu 3 Jahren Haft verurteilt. Dem folgte ein weiterer Prozess, in dem die Staatsanwaltschaft gar die Todesstrafe für Mandela und einige seiner Mitstreiter forderte. Doch das Gericht war gnädig. Es verurteilte ihn zu lebenslanger Haft.
Am 20. April 1964 hielt Nelson Mandela seine wohl bekannteste und bewegendste Rede vor 1990. In I Am Prepared To Die erklärte er seine Ziele und bezeichnete den bewaffneten Kampf als notwendig, was sicherlich nicht von allen geteilt wurde und wird. Man habe ihm keine Wahl gelassen, sagte er. Danach wurde er 27 Jahre inhaftiert. Und das alles für die Gleichberechtigung. Die Regierung antworte immer repressiver.
In diesen 27 Jahren änderte sich Mandelas Leben natürlich nachhaltig. So erkrankte er an Tuberkulose, was ihm in diesen Tagen wohl den Tod bringen wird. Internationale Anerkennung fand er, vor allem bei den Regierungen der westlichen Welt, kaum. Ronald Reagan setzte ihn gar auf eine Watchlist und beschimpfte ihn als Terroristen. Dieser Meinung schloss sich auch Margaret Thatcher an.
Begeisterung und Unterstützung hingegen bekam er von einigen Prominenten. Am schönsten war das zu bemerken beim Nelson Mandela 70th Birthday Tribute Concert, bei dem seine sofortige Freilassung gefordert wurde. Und das brachte etwas.
Am 11. Februar 1990 war es endlich so weit. Frederik Willem de Klerk, seinerzeit Präsident Südafrikas, gab den Befehl zur Freilassung Mandelas, der noch am selben Tag eine bewegende Rede hielt. Er hatte nie aufgegeben. Und nun sah er seinen Lebenstraum fast erfüllt. Als Präsident des ANC verhandelte er mit der National Party über eine neue Verfassung sowie das Ende des Apartheidregimes.
Schon während seiner Haft avancierte er zum Nationalhelden. Und so war es eine Selbstverständlichkeit, dass er 1994 zum Präsidenten gewählt wurde. Er verfolgte eine Politik der Versöhnung, was ihm international viel Respekt einbrachte.
Auch nach seiner Präsidentschaft blieb Mandela politisch aktiv und verurteilte den Einmarsch der USA im Irak 2003. Er bekam diverse Auszeichnungen, 1993 sogar den Friedensnobelpreis zusammen mit de Klerk.
Er wollte die Fußball-WM 2010 eröffnen, durch den Tod seiner Enkelin einen Tag zuvor sagte er aber verständlicherweise ab. Zur Schlussfeier war er dann kurz anwesend. Es war sein letzter öffentlicher Auftritt. Im Juni 2013 brach eine schwere Lungenentzündung bei ihm aus. Nicht die erste. Er musste ins Krankenhaus, sein Gesundheitszustand sei sehr kritisch.
Mit seinen Leistungen hat er Südafrika und die Welt verändert. Er hat durch selbstlosen Einsatz gegen ein Regime gekämpft, das glücklicherweise am Ende mit dem Versuch scheiterte, die Schwarzen Südafrikas brutal zu unterdrücken.
Herzlichen Glückwunsch zum 95. Geburtstag, Nelson Mandela!
17.7.2013