Neues Buch zur Zeitgeschichte - Beziehungen DDR und Kap Verde

Die Beziehungen zwischen der DDR und Kap Verde sind ein weitgehend unbekanntes Kapitel der deutschen Zeitgeschichte. Obwohl sie trotz der vielfältigen gegenteiligen Beteuerungen für beide Staaten sicher nicht prägend waren, sind sie ein Beispiel für den erfolgreichen Versuch der DDR, in Afrika diplomatische Kontakte zu pflegen und gleichzeitig eine - wenn auch bescheidene - Hilfe zur wirtschaftlichen Entwicklung eines kleinen und armen Landes zu leisten. In einem fast 100 Seiten umfassenden Buch stellt der Europäisch-Kapverdische Freundeskreis diese Beziehungen dar.
Sie waren in den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit von Kap Verde relativ eng, eine eindeutige sozialistische Ausrichtung konnte sich die PAIGC (später die PAICV) aber unter anderem wegen der wirtschaftlichen Interessen der Emigranten jedoch nicht erlauben. Zudem war in Praia klar, dass nur die westlichen Staaten eine dauerhafte und effektive Nahrungsmittel- und Entwicklungshilfe leisten konnten. Insofern muss das zur Schau gestellte Einvernehmen der Politiker und Parteien mit Skepsis betrachtet werden. Kap Verde war kein Verbündeter der DDR (und des Ostblocks), sondern betrieb immer eine pragmatische, Blockunabhängige Außenpolitik. Dass dazu auch gute Beziehungen zur DDR gehörten, versteht sich von selbst. Denn die Unabhängigkeitsbestrebungen waren vor 1974/75 von den sozialistischen Staaten ideell und materiell unterstützt worden - nicht aber von den NATO-Staaten, die viel zu lange an der politischen und militärischen Zusammenarbeit mit der Kolonialmacht Portugal festhielten. Insofern waren die Besuche und Aussagen kapverdischer Politiker in der DDR sicher von den Bemühungen getragen, eine gemeinsame Politik zu definieren und die Zusammenarbeit immer weiter zu verbessern.
Gleichzeitig spielten die sehr bescheidenen wirtschaftlichen Möglichkeiten von Kap Verde für die DDR eine Rolle. Die Solidaritätsleistungen nach der Unabhängigkeit waren für die DDR enorm, das Land war aber beispielsweise im Handelsbereich völlig unbedeutend. Auf der anderen Seite nahm in der DDR das Interesse an Kap Verde in den 1980er Jahren erkennbar ab. Hier war nämlich nicht verborgen geblieben, dass sich die Bundesrepublik stark im Bereich der Entwicklungshilfe engagierte und – im Gegensatz zur DDR – eigene Projekte durchführte.
Zahlreiche Fotos und ein ausführliches Interview mit Eleonora Schmid, mehrere Jahre Botschafterin der DDR auf Kap Verde, sowie ein Literaturverzeichnis runden das Buch ab.
 
Aus dem Inhalt:
Die Kontakte zwischen SED und PAIGC vor der Unabhängigkeit von Kap Verde 1975
Aufnahme diplomatischer Beziehungen 1975 – Staatsbesuch von Aristides Pereira 1979 in Berlin
Die Beziehungen zwischen der DDR und Kap Verde 1980 bis 1990
DDR-Unterstützung für die Sicherheitsbehörden in Kap Verde
Die Beziehungen zwischen der DDR und Guinea-Bissau (SED und PAIGC) - Ehrung von Amilcar Cabral in der DDR
Interview mit Eleonora Schmid (1982 – 1987 DDR-Botschafterin in Praia)
Die Beziehungen zwischen der DDR und Kap Verde - Ein Fazit
Kap Verde, Guinea-Bissau und die PAIGC/PAICV im SED-Politbüro und im Sekretariat des Zentralkomitees der SED – Protokolle der Sitzungen bzw. Umläufe

Reinhard Küchler: „…weiterhin fest an der Seite des Volkes der Kapverdischen Inseln“, Die Beziehungen zwischen der DDR und Kap Verde 1975 - 1990. Langjährige Unterstützung der SED für den Unabhängigkeitskampf der PAIGC., 93 Seiten (mit zahlreichen Fotos), Hamburg 2010, herausgegeben vom Europäisch-Kapverdischen Freundeskreis e.V. (EKF).
Bezug: über den EKF, Preis 16,50 Euro (inkl. Versandkosten). Der Reinerlös kommt den humanitären Hilfsprojekten des EKF zugute.
Reinhard Küchler
22.2.2010