Im August geriet Kap Verde unfreiwillig und ohne eigene Beteiligung in die Schlagzeilen der Medien: Etwa 300 Seemeilen (rund 550 Kilometer) nördlich von São Vicente entfernt wurde der lange Zeit vermisste Frachter „Arctic Sea“ entdeckt und von Soldaten eines russischen Kriegsschiffes geentert. Anschließend wurde das unter der Flagge Maltas fahrende Schiff in den Hafen von Palmeira/Sal geschleppt. Bisher ist unklar, warum das Schiff von seiner Route von Finnland nach Algerien abwich und was es tatsächlich geladen hatte.
Bereits am 14. August hatte Pedro Reis, Generaldirektor für Verteidigung von Kap Verde, die Position des Ende Juli verschwundenen Frachters mitgeteilt. Wenig später wurde dies von der russischen Reederei jedoch als „Spekulation“ bezeichnet. Am 17. August konnte die 14-köpfige Besatzung schließlich befreit werden. Die angeblichen Piraten wurden festgenommen.
Russische Sicherheitsexperten waren danach in zwei großen Transportmaschinen nach Sal geflogen, um dort gemeinsam mit dem russischen Botschafter in Praia, Alexander Karpuchin, den mysteriösen Fall zu untersuchen. Nach einer ersten Befragung wurden die Männer von Palmeira mit einem Bus direkt zum Amilcar Cabral International Airport in Espargos gebracht. Von dort aus wurden sie nach Moskau geflogen, wo die Vernehmungen fortgesetzt wurden. Die angeblichen Entführer wurden in der zweiten Maschine nach Moskau geflogen. Nach Angaben von A Semana Online hatte Russland das kapverdische Außenministerium kontaktiert und um Zustimmung gebeten, die „Arctic Sea“ nach Palmeira zu bringen.
Am 26. August würdigte der russische Präsident Dimitry Medvedev die Unterstützung von Kap Verde bei der Befreiung der „Arctic Sea“. In einer Nachricht an Staatspräsident Pedro Pires schrieb Medvedev: „Ich möchte mich persönlich bei den Behörden Ihres Landes für die Hilfe bei der Rückführung der russischen Besatzung des Schiffes und der für die Entführung verantwortlichen Personen nach Moskau bedanken. Ich glaube, dass dieses Beispiel eines gemeinsamen und wirkungsvollen Vorgehens nicht nur zu einer besseren Zusammenarbeit im Kampf gegen Piraterie und organisiertes Verbrechen beiträgt, sondern auch die bilateralen Beziehungen zwischen Russland und Kap Verde verbessern wird.“
Die „Arctic Sea“ hatte angeblich nur Holz geladen. Spekulationen über einen Waffentransport hielten sich hartnäckig, konnten aber bislang nicht bestätigt werden. Wie es hieß, sollen acht Seeräuber den Frachter am 24. Juli in der Ostsee in ihre Gewalt gebracht und Lösegeld gefordert haben. Lange Zeit war nicht klar, wo sich das Schiff befindet, die NATO soll aber Russland täglich Daten zur Verfügung gestellt haben. Die mutmaßlichen Entführer sollen aus Russland, Estland und Litauen stammen.
Inzwischen wird darüber spekuliert, dass der Frachter Boden-Luft-Raketen für den Iran oder die Hamas an Bord gehabt haben soll. Auch wurde die Frage gestellt, warum Russland nach der Befreiung des Schiffes zwei große Transportflugzeuge nach Sal geschickt habe, obwohl doch nur 14 Besatzungsmitglieder und acht mutmaßliche Entführer zurück gebracht werden sollten. In diesem Zusammenhang wurde allerdings nicht die Frage gestellt, ob und wie die Fracht der „Arctic Sea“ vom Hafen Palmeira zum Flughafen auf Sal transportiert worden ist. Dies dürfte nur mit Genehmigung bzw. Unterstützung der kapverdischen Behörden möglich gewesen sein.
20.9.2009