Schulbus für Cabo Verde: Ankunft

Nach der Übernahme des Busses am 24.02.2003 im SIZ 890 fuhren wir (Mitglieder des EKF e. V.) diesen zunächst zum Zollamt nach Finsterwalde. Die Zollbeamten waren vorinformiert und die Papierabfertigung reine Routine in freundlicher Atmosphäre. Dann ging die Fahrt weiter nach Berlin, wo der zweite Botschaftssekretär der kapverdischen Botschaft, Antonio Nascimento abgesetzt wurde. Nach einer Übernachtung in Nordhorn (die Lenkzeiten mussten eingehalten werden) erreichten wir am 25.02.2003 gegen 13.00 Uhr den Verladehafen Antwerpen.
Die Reederei und der Anlieferungshafen waren uns durch die kapverdianische Botschaft in Berlin vorgegeben worden. Wir lieferten den Bus am Terminal Kai 1227 ab und erledigten den notwendigen Papierkram. Nachdem der Bus in einem dafür vorgesehenen Areal abgestellt wurde, gab uns ein Reedereimitarbeiter einen Versandzettel mit der Aufschrift 'Praia'. Da ich mich auf den Kapverden auskenne, erkannte ich sofort, dass dies der falsche Hafen war und versuchte den Irrtum zu regulieren. Der Reedereimitarbeiter meinte nur, dies ist doch egal, wichtig ist der Bus kommt nach Cabo Verde. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich ihm die Geografie der Kapverden erklären konnte. Nach mehreren Telefonaten änderte er schließlich den Bestimmungshafen auf 'Mindelo' (die Inseln der Kapverden teilen sich auf in die nördlichen Inseln mit dem Namen Barlavento und dem Haupthafen 'Mindelo' sowie den südlichen Inseln mit dem Namen Sotavento und dem Haupthafen 'Praia').
Übergabepapiere oder sonstige Papiere bekamen wir auch nach heftigem Protest nicht!
Mit gemischten Gefühlen verließen wir Antwerpen, natürlich nicht ohne noch einige Fotos vom strahlenden Bus gemacht zu haben.

Am 27.02.2003 legte das Schiff mit dem Bus in Antwerpen ab und erreichte am 11.03.2003 Mindelo. Der zweite Botschaftssekretär Antonio Nascimento flog am 15.03.2003 eigens auf die Kapverden, um den Bus auf der Insel S. Antao in Empfang zu nehmen. Aber daraus wurde nichts!
Plötzlich waren die Papiere vom Bus nicht mehr auffindbar und auch die Transportkosten waren noch nicht bezahlt, weil der Hauptsponsor des Busses, Herr Peter Dussmann aus Berlin, seine Spende noch nicht überwiesen hatte und der EKF e. V. durch die komplette Vorfinanzierung des Busses am Ende seiner finanziellen Möglichkeiten war. Der Bus wurde von der Reederei nicht freigegeben.
Herr Nascimento wurde etwas ungeduldig, gab dem EKF die Schuld und flog missmutig wie unverrichteter Dinge wieder nach Deutschland zurück. Die Transportkosten wurden unmittelbar nach Eingang der Spende überwiesen und ich ließ per Kurier sämtliche Papiere in Kopie nach Mindelo schaffen.

Durch ein zweites humanitäres Projekt (Aufbau von Sanitätsstationen auf der Insel Fogo) war ich ab 22.03.2003 auch auf den Kapverden. Auf dem Rückweg von Fogo flog ich über S. Antao, weil ich eine Spende von DaimlerChrysler AG (drei Reparaturhandbücher in französischer Sprache für den Bus) übergeben wollte.
Mithilfe der nachgelieferten Kopien war der Bus jetzt endlich nach S. Antao verschifft worden und der Präsident von Aritorre, Dr. Umberto Elias de Freitas, hatte die Auslieferung aus dem Hafen vorbereitet.
Am Donnerstag den 03.04.2003 durfte ich die Abholung und die Überführung des Busses nach Ribeira Grande miterleben.
Hier der Ablauf:
Nach vierstündiger Papierabfertigung und Ausstellung der kapverdianischen Autopapiere durften wir ins Hafengelände zum Bus. Was ich da sah, war entsetzlich, der Bus war rundum zerkratzt, Seitenteile eingedrückt, der rechte Außenspiegel abgerissen, überall waren Spuren von Aufbruchversuchen, rund um den Motorraum alle Schlösser gewaltsam zerstört und der Vorhang hinter dem Fahrer mit schwarzem Fett verschmiert. Mir zog es das Herz zusammen. Transportschaden nennt man so etwas!
Aber so einfach ging es nun nicht weiter, ich musste erfahren wie Dr. Freitas 'Standgeld' an das Hafenbüro bezahlen musste. In Mindelo musste das eine Woche vorher auch bezahlt werden (es war kein kleiner Betrag!).

Die Fahrt nach Ribeira Grande über das schmale Gebirgssträßchen war ein Erlebnis und für den Fahrer ohne rechten Außenspiegel eine Tortour.

Aber dann - Ankunft in Ribeira Grande, gerade zum Schulschluss. Der Fahrer des Busses gab seiner Freude Ausdruck und hupte ab der letzten Serpentine hinunter bis in den Ort. Vor der Schule ein Riesenauflauf und dann lagen sich alle, mit Tränen in Augen, in den Armen. Selbst Dr. Freitas, eher ein ernster Mensch, vergoss einige Tränen.
Diese Freude ließ mich auch die vielen Schwierigkeiten vergessen, die doch bei dieser Aktion auftraten. Dann wurde der Bus gleich in einen landwirtschaftlichen Reparaturbetrieb nach Ponta do Sol zur Reparatur gebracht.

Allerdings muss ich anmerken, dass das mit den verloren gegangenen Papieren wohl nicht so selten ist. Beim Sanitätsprojekt auf Fogo haben die Portugiesen im Rahmen von humanitärer Hilfe über AMI (Assistencia Media International) bereits zwei Stationen ausgestattet und zwei Pfleger im Wechsel von drei Monaten bereitgestellt. Um das Krankenhaus und die Pfleger mobil zu machen (es gibt nur einen Krankenwagen auf der Insel für ca. 35.000 Einwohner) wurde ein Motorrad gespendet, welches im Hafen von S. Filipe auf Fogo festgehalten wird, weil auch die Papiere fehlen.
Es ist nicht leicht bei so viel 'offensichtlichen Bemühungen, Geld abzusahnen' weiter für humanitäre Projekte zu arbeiten.

Man sollte auch nicht darüber nachdenken, wenn statt Sachspenden Geld geschickt wird!

Bildunterschrift zur Übergabe des Busses mit den Reparaturhandbüchern der DaimlerChrysler AG: v.l.n.r. der zukünftige Busfahrer Carlos Monteiro Santos, Wolfgang Hundt vom EKF e. V. und Dr. Humberto Elias de Freitas, Präsident von Aritorre.
Arne Lund
14.5.2003