Gelson Fernandes - Junger Fußballspieler aus Praia im Nationaltrikot der Schweiz

Mit der Fußball-Nationalmannschaft der Schweiz hat Gelson Fernandes das Viertelfinale der Europameisterschaft 2008 zwar nicht erreicht, Experten sagen dem 21-Jährigen aus Kap Verde aber eine große Zukunft voraus. Am 2. September 1986 in der Hauptstadt Praia geboren, kam Fernandes im Alter von fünf Jahren nach Sitten (Sion) im Kanton Wallis. Dorthin war zuvor sein Vater ausgewandert. „Ich erinnere mich, wie ich mit dem Zug aus Paris ankam und vom Anblick der Natur schlicht überwältigt war“, wird er zitiert. Im Wallis trat er als neunjähriger in die Fußball-Abteilung des FC Sion ein. Später wurde er mit seiner Familie in der Schweiz eingebürgert. In der Spielzeit 2005/06 begann Fernandes seine Karriere als Profi - und gewann gleich den Schweizer Pokal. Zeitgleich war er Kapitän der Schweizer U 21-Nationalmannschaft, bevor er im August 2007 sein Debüt in der Herren-Nationalmannschaft gegen die Niederlande gab.

Seine Karriere hat Gelson Fernandes einem Zufall zu verdanken: Im April 2003 suchte Sion-Trainer Charly Rössli nach neuen Spielern und sah einen „schlaksigen Jungen im Mittelfeld, der mit einem unglaublichen Enthusiasmus spielte und sehr viel Leben in sich hatte“. Der junge Mann wurde für die nächsten Spiele aufgestellt und überzeugte nicht nur den Trainer. Insgesamt absolvierte er 34 Spiele in der Schweizer Super League und kam mit seiner Mannschaft auf den dritten Platz. Fernandes gilt als Zweikampfstark. Kein Wunder, dass auch andere Vereine auf ihn aufmerksam wurden. So stand er beim Bundesligisten Hertha BSC Berlin auf der Wunschliste. Manager Dieter Hoeneß erklärte dem Fachmagazin Kicker: „Mit Gelson beschäftigen wir uns. Er ist ein interessanter Spieler.“ Doch daraus wurde schließlich ebenso wenig wie ein Wechsel zum FC Zürich.

Denn im Sommer 2007 wechselte Fernandes für angeblich 6,3 Millionen Euro zu Manchester City, wo er einen Vierjahresvertrag unterschrieb. Dort wurde er bereits in der ersten Saison zum Stammspieler und schoss in 26 Spielen zwei Tore erzielen. „Meine Bilanz fällt mehr als positiv aus. Ich habe viele Spiele gemacht, und der Verein und der Trainer haben mir zu verstehen gegeben, dass sie mit mir zufrieden waren“, erklärte Fernandes. Er habe sich in allen Bereichen verbessert und körperlich, technisch und taktisch große Fortschritte gemacht“, sagte er.

Kein Wunder, dass er inzwischen auch in der Schweizer Nationalmannschaft unter dem bisherigen Trainer Jakob „Köbi“ Kuhn einen Stammplatz hat und während der Europameisterschaft in allen drei Vorrundenspielen eingesetzt wurde. Beim Spiel gegen die Tschechische Republik legte Gelson Fernandes nach einer Statistik übrigens die größte Distanz zurück: Er lief 11,212 Kilometer. Auf die weitere Entwicklung des Fußballers aus Praia mit Schweizer Pass darf man gespannt sein.
Reinhard Küchler
17.6.2008