Vor fast 6 Jahren segelte Douglas Wallace, Professor für Meereschemie am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften in Kiel, über den tropischen Atlantik auf dem Forschungsschiff Meteor. Der ursprüngliche Plan war, dass die Meteor ihre Forschungsreise in Abidjan beenden würde. Während die Expedition unterwegs war, brach leider Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste aus und das Forschungsschiff Meteor musste tausende von Kilometern nach Douala (Kamerun) umgeleitet werden. Auf dem Schiff betrachtete Wallace die Seekarten und fragte sich, warum er nicht daran gedacht hatte, die Fahrt in Praia oder Mindelo auf den Kapverden zu beenden. Die Position der Kapverdischen Inseln sah ideal aus. Auf dem langen Weg nach Douala stellte er fest, dass viele der Phänomene, die sie auf der Meteor erforscht hatten, von den Kapverdischen Inseln aus ebenso gut beobachtet werden konnten und viel regelmäßiger. Ein ausgezeichnetes Modell für dieses bestand bereits: jahrzehntenlang hatten Ozeanographen eine Messstation nahe Bermuda genutzt. Konnte Kap Verde als Standort wie Bermuda genutzt werden, um die Meereskunde voranzubringen?
Zurück in Deutschland, erzählte er Professor Martin Heimann von seiner Idee. Professor Heimann, Direktor des Max-Planck Institut für Biogeochemie in Jena, hatte bereits die strategisch günstige Position der Kapverdischen Inseln erkannt: in diesem Fall für Langzeit-Messungen von CO2 in der Atmosphäre. Hier war das Vorbild Hawaii, wo Charles David Keeling die ersten Langzeit-Messungen des atmosphärischen CO2 eingeleitet hatte. Konnte der Standort Kap Verde das wachsende Messnetz für atmosphärisches CO2 und andere Treibhaushausgase erweitern? Seine Position in den Tropen und in Windrichtung von Westafrika würde eine kritische Lücke füllen.
Wallace und Heimann, zusammen mit Dr. Ina Tegen vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in Leipzig, stellten Kontakt mit kapverdischen Kollegen in zwei Forschungsinstituten auf den Inseln her. Die Wissenschaftler aus Kiel, Jena, Leipzig und Kap Verde organisierten eine Tagung in Mindelo, um das Potential für ein 'West African Science Logistics Centre' in Kap Verde auszumachen. Die Tagung, die durch die Volkswagen Stiftung unterstützt wurde, war ein großer Erfolg: hauptsächlich wegen des Enthusiasmus und der offensichtlichen Kompetenz der Wissenschaftler und der Techniker vom Instituto Nacional de Meteorologia e Geofísica in Sal (meteo.cv) und dem Instituto Nacional de Desenvolvimento das Pescas in Mindelo (indp.cv).
Um voranzukommen, war es jedoch erforderlich, Finanzquellen zu finden. Auf den Kapverden gab es wenig oder keine Infrastruktur für die moderne Forschung des Globalen Wandels. Um Finanzierungsmöglichkeiten zu finden mussten Projekt-Anträge erstellt werden, die auf die wissenschaftliche Qualität, Bedeutung und Machbarkeit des Projekts hin begutachtet werden mussten. Hier half die internationale Verbundenheit der modernen wissenschaftlichen Forschung und das Konzept wurde gleichzeitig von nahen Kollegen in Großbritannien aufgenommen. Anträge, um eine Ausgangsinfrastruktur auf der Insel São Vicente herzustellen, wurden in Großbritannien, in Deutschland und auf dem europäischen Niveau finanziert. Das Projekt fing an, schnell voranzukommen. Und zum heutigen Zeitpunkt hat sich bereits nicht nur eine Infrastruktur etabliert, sondern es wurden auch viele interessante Resultate erzielt. Und selbstverständlich hat das Projekt auch zu vielen neuen Kooperationen und Freundschaften zwischen den involvierten Wissenschaftlern und Technikern aus den verschiedenen Ländern geführt.
Der folgende Text ist eine kurze Erläuterung des Hintergrundes und der Bedeutung der Bemühungen um ein Ozean/Atmosphären-Observatorium und ein Blick in seine Zukunft. Der Ausblick schließt die Möglichkeit ein, das Observatorium als Grundlage für Ausbildung und Kapazitätsbildung für andere Westafrikanische Küstenstaaten zu nutzen. Mehr Details über das Projekt sind unter tenatso.com zu finden.
Prof. Douglas Wallace ist Leiter des Forschungsbereichs Marine Biogeochemie am IFM-GEOMAR Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel.
12.6.2008