Fußball auf Kap Verde - Zahlen und Fakten

Die kapverdianische Fußball-Nationalmannschaft wird die erste afrikanische Qualifikationsrunde zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika gegen Kamerun, Tansania und Mauritius bestreiten. Dies ergab die Gruppenauslosung im November 2007 in Durban. Klarer Favorit in der Gruppe ist Kamerun, doch nach Meinung des Weltfußballverbands Fifa könnte Kap Verde „bei dieser WM-Qualifikation durchaus für eine Überraschung sorgen, zumal die Insulaner in den letzten Jahren wiederholt mit positiven Resultaten auf sich aufmerksam machten, die sie mittlerweile auch bestätigen konnten“. Ob sich die Mannschaft unter ihrem brasilianischen Trainer Ricardo Cordeiro da Rocha (geboren 1965) allerdings behaupten kann, muss bezweifelt werden - in der Fifa-Weltrangliste vom November 2007 ist Kap Verde auf dem 112. Platz (31. in Afrika) zu finden. Die Spitznamen der Mannschaft lauten „Tubarões Azuis“ (Blaue Haie) oder „Crioulos“ (Kreolen).

Der 1982 gegründete kapverdianische Fußballverband (Federação Caboverdiana de Futebol/FCF) hatte zum ersten Mal an einer Qualifikation für die WM 2002 teilgenommen. Damals scheiterte die Mannschaft in der ersten Runde gegen Algerien (0:0 und 0:2). Bei der Qualifikation für die WM 2006 war sie für viele Beobachter überraschend stärker. In der ersten Runde setzte sie sich mit 1:1 und 3:0 gegen Swaziland durch und kam damit in die Gruppenphase. Allerdings hatte sie auch Glück: „Zum Rückspiel kamen nur zwölf Spieler des Gegners (darunter zwei Torhüter) auf den Kapverdischen Inseln an, da sechs weiteren Akteuren am Flughafen von Dakar/Senegal die Weiterreise verweigert worden war. Als den Gästen in der zweiten Halbzeit die Luft ausging, konnten die Insulaner drei Tore erzielen, ohne einen Gegentreffer zu kassieren - der Einzug in die Gruppenphase war geschafft,“ berichtete anschließend die Fifa. Dort spielte Kap Verde gegen Südafrika (1:2, Rückspiel 1:2), Uganda (1:0, Rückspiel 0:1), DR Kongo (1:1, Rückspiel 1:2), Ghana (0:2, Rückspiel 0:4) und Burkina Faso (1:0, Rückspiel 1:2). Letztlich belegte Kap Verde mit sieben zu 15 Toren und sieben Punkten den fünften Platz in der Gruppe und verpasste damit die Endrunde 2006 in Deutschland.

Trotzdem konnte die Elf viele Sympathien gewinnen. So schrieb die Nachrichtenagentur AFP nach dem Spiel in Südafrika: „Das Team der Kapverdischen Inseln agierte mit zahlreichen in Portugal aktiven Spielern und ließ (…) nicht erkennen, warum es so weit hinten in der Weltrangliste steht. Bei dieser sehr engagierten und disziplinierten Vorstellung waren insbesondere Morais und Aguiar ständige Gefahrenherde.“ Auf der anderen Seite vergab Kap Verde zwei gute Chancen zum Ausgleich.

Auch bei den Qualifikationen zur Afrika-Meisterschaft konnte sich Kap Verde bisher nicht durchsetzen. Für die Endrunde 2006 spielte Kap Verde gegen Liberia (1:0, Rückspiel 0:3), Mauretanien (2:0, Rückspiel 3:0), Kenia (0:1, Rückspiel 0:1) und Togo (2:1, Rückspiel 2:5) und schied damit aus. Die Endrunde 2008 hat Kap Verde als Gruppenletzter ebenfalls verpasst: Gespielt wurde gegen Gambia (0:2, Rückspiel 0:0), Guinea (1:0, Rückspiel 0:4) und Algerien (0:2, Rückspiel 2:2). An der afrikanischen Qualifikation für das Fußballturnier während der Olympischen Spiele 2008 in Peking nimmt der Verband nicht teil.

Wesentlich erfolgreicher war die Elf in den bisherigen Wettbewerben um den Amilcar-Cabral-Cup (ACC) für westafrikanische Fußballmannschaften. Der ACC wird seit 1979 ausgetragen, zunächst jährlich, seit 1991 in der Regel alle zwei Jahre. Zum ersten Mal gewann Kap Verde im Jahr 2000 den Cup, damals vor heimischem Publikum in Praia durch ein 1:0 gegen die favorisierten Senegalesen. Die Veranstaltung war 1982 erstmals in Kap Verde ausgetragen worden. 1991 kam Kap Verde auf den zweiten Platz. In den Jahren 1981, 1982, 1985 sowie 1995 belegte das Land jeweils den vierten Platz.

Beim Amilcar-Cabral-Cup Ende November/Anfang Dezember 2007 in Guinea-Bissau spielte Kap Verde in der Gruppe B unter Trainer Lúcio Antunes gegen Guinea/B-Team (0:0), Gambia (0:0) und Mali/B-Team (1:0). Das Tor schoss Cadmiel Alves „Kadu“ in der 10. Minute. Wegen der besseren Tordifferenz im Vergleich zu Gambia kam die Mannschaft ins Halbfinale. Dort gewann sie gegen Guinea-Bissau mit 2:3 nach Elfmeterschießen. Nach der regulären Spielzeit hatte es 1:1 gestanden, das Tor für Kap Verde schoss Elvis Macedo „Babanca“ in der zehnten Minute. Im Finale am 9. Dezember spielte Kap Verde gegen das B-Team von Mali, doch das Endspiel stand zunächst nicht unter einem guten Stern: Nach etwa 25 Minuten gingen beim Stand von 0:0 im Nationalstadion von Bissau nach einem Stromausfall zunächst für 15 Minuten die Lichter aus. Obwohl danach der Strom wieder eingeschaltet werden konnte, versagten die Scheinwerfer wenig später erneut ihren Dienst. Der Schiedsrichter brach deshalb das Spiel ab und verlegte es auf den 10. Dezember. Das „richtige“ Endspiel gewann Mali mit 2:1 - damit wurde die Hoffnung von Kap Verde zunichte gemacht, zum zweiten Mal nach 2000 den Pokal zu gewinnen. Bereits nach zwei Minuten fiel das erste Tor für Mali, fünf Minuten später konnte Tigana für Kap Verde ausgleichen. In der zweiten Halbzeit schoss Mali das zweite Tor, die Einwechselungen von zwei Stürmern konnten das Blatt für Kap Verde letztlich nicht mehr wenden. 

Im Vorfeld des Turniers in Bissau hatte es einige finanzielle Probleme gegeben, da das Rechnungsjahr bereits abgelaufen und die Einladung des Veranstalters kurzfristig erfolgt war. Bei einem Treffen von Sport-Staatssekretär Américo Nascimento, Regierungschef José Maria Neves und Mitarbeitern des Finanzministeriums wurde nach Angaben von A Semana eine Lösung gefunden, so dass die Mannschaft antreten konnte. Die Spieler kamen von den Inseln Sal, Santo Antao, São Vicente und Santiago. In diesem Zusammenhang kritisierte der Trainer des Fogo-Meisters Vulcânicos, Fernando Alves, dass keine Spieler von Fogo eingeladen worden seien.

Das Nationalteam für den Amilcar-Cabral-Cup 2007 bestand aus Ailton Rodrigues „Cachito“ (Travadores), Fredson Tavares „Fock“ (Mindelense), José Tavares „Loloti“ (Sporting da Praia), Nilton Tavares „Nilson“ (Académica da Praia), Valdevindes Rodrigues „Vally“ (Batuque FC), Ireneu Rodrigues „Neu“ (Mindelense), Elton Rodrigues „Toy Adão“ (Académica do Mindelo), Nilton Gomes „Ninᓠ(Académica da Praia), Agilson Garcia „Lambreta“ (Académica da Praia), Carlos Lima „Nelito“ (Académico do Sal), Elvis Macedo „Babanco“ (Sporting da Praia), Dário Furtado (Sporting da Praia), João Tigana Robalo (Sporting da Praia), Erikson Duarte „Tibs“ (Académica do Mindelo), Nilton Ramos „Pepa“ (Académica do Mindelo), Adilson Araújo „Gerson“ (Académica da Praia), Rumerito da Graça „Romy“ (Académica do Mindelo), Luís Soares „Platini“ (Sporting da Praia), António Mendes (Académico do Sal), António Coelho „Nené“ (FC Derby) und Cadmiel Alves „Kadú“ (Mindelense).

Die unterschiedlichen Ergebnisse spiegeln sich auch in der Fifa-Weltrangliste: 1993 stand der FCF auf Platz 147, zehn Jahre später auf Platz 143. Der schlechteste Platz war im April 2000 der 182. Bis Juli 2007 konnte sich der Verband auf Platz 68 verbessern, ist aber inzwischen wieder abgerutscht.

Internationale Freundschaftsspiele wurden in den vergangenen Jahren gegen Angola (1:1), Mauretanien (1:0), Luxemburg (0:0) und Senegal (1:3 und 1:2) durchgeführt. 2005 verlor Kap Verde gegen den späteren WM-Teilnehmer Angola mit 1:2 sowie 2006 gegen Portugal mit 1:4. Ansonsten ist die bisherige Bilanz des kapverdianischen Fußballs durchwachsen. Nach Angaben der Fifa befindet sich der Sport „momentan in einer Reorganisierungsphase“. Es wurden allerdings „beachtliche Fortschritte“ erzielt. So nehme der Verband regelmäßig an offiziellen internationalen Wettbewerben teil. Präsident des FCF ist Mario Semedo, Vizepräsident Fernando Almeyda (Postanschrift: CP 234, Praia, Internet: www.fcf.cv - die Internetseite ist nicht immer erreichbar). Im Jahr 1982 trat der FCF sowohl dem afrikanischen Fußballverband CAF als auch der Fifa bei. Die Spiele der Nationalmannschaft finden im Varzea-Stadion in Praia statt. Dort befindet sich auch ein Regionalzentrum. Unterstützung erhält der FCF durch die Fifa, die 400.000 US-Dollar für ein weiteres Regionalzentrum auf Sao Vicente bereitstellte.

Die aktuelle kapverdianische Meisterschaft der Clubmannschaften wird in zwei Gruppen ausgetragen. In der ersten spielen nach Fifa-Angaben derzeit Académica Mindelo, Sporting Clube de Praia, Sal-Rei, Ultramarina, Morabeza und Académica Calheta/Santiago, in der zweiten Académico Sal, Académica Praia, Vulcânicos/Fogo, Rosariense, Scorpions und Sporting Porto Novo. Im Jahr 2007 nahm der bereits 1929 während der portugiesischen Kolonialzeit gegründete Sporting Clube de Praia an der afrikanischen Meisterschaft der Clubmannschaften teil, wurde aber in der ersten Runde disqualifiziert.

Nationale Meisterschaften wurden bereits (unregelmäßig) vor der Unabhängigkeit ausgetragen worden. Die Gewinner waren Acedemica/Mindelo (1953), CS Mindelense (1956 und 1960), Sporting Clube de Praia (1961), CS Mindelense (1962 und 1963), Academica/Praia (1965), CS Mindelense (1966), Academica/Mindelo (1967), CS Mindelense (1968) und Sporting Clube de Praia (1969). Nach der Unabhängigkeit 1975 gab es folgende Gewinner (einige Jahre fand keine Meisterschaft statt): CS Mindelense (1976 und 1977), Botafogo Sao Felipe (1980), CS Mindelense (1981), Academico/Sal Rei (1983), FC Derby/Mindelo (1984), Sporting Clube de Praia (1985), FC Boavista/Praia (1987), CS Mindelense (1988), Academica/Mindelo (1989), CS Mindelense (1990), Sporting Clube de Praia (1991), CS Mindelense (1992), Academica/Espargos (1993), CD Travadores/Praia (1994), FC Boavista/Praia (1995), CD Travadores/Praia (1996), Sporting Clube de Praia (1997), CS Mindelense (1998), GD Amarantes/Mindelo (1999), FC Derby/Mindelo (2000), Onze Unidos/Maio (2001), Sporting Clube de Praia (2002), Academico do Aeroporto/Sal (2003), FC Sal Rei (2004), FC Derby (2005), Sporting Clube de Praia (2006 und 2007).

Gleichzeitig finden Inselmeisterschaften auf Santiago, São Vicente, Sal und Fogo statt. An ihnen nahmen in der Vergangenheit unter anderem Academica/Boavista, No Pintcha/Brava, Cutelinho-Mosteiros/Fogo, Barcelona-Tarrafal/Santiago, Clube Desportivo Travadores-Praia/Santiago, Paulsense Desportivo-Vila das Pombas/Santo Antão, FC Ultramarina-Tarrafal/Sao Nicolau, SC Atletico/Sao Nicolau, Desportivo de Cova Figueira/Fogo, ABC de Partim/Fogo und FC Batuque/São Vicente teil (ohne Anspruch auf Vollständigkeit).

Bekanntester Fußballer auf Kap Verde war nach Angaben der Fifa Carlos Alhinho, der bei Benfica, Sporting Lissabon, FC Porto und später in Spanien und Belgien spielte. Er trainierte danach in Angola die dortige Nationalmannschaft und verschiedene Vereine und ist heute Trainer bei Al-Ahli in Katar. Kapverdianische Nationalspieler waren oder sind laut Wikipedia: Ernesto Soares (Estoril Praia/Portugal), Jailson Moreira „Cadabra“ (FC Etzella/Luxemburg), Jose Veiga (Tamworth/England), Eduardo Fernandes „Vargas“ (Portimonense/Portugal); Vitor Moreno (Vitoria Guinaraes/Portugal), Jose Pedro Tavares „Loloti“ (Sporting Praia/Kap Verde), Nelson Veiga (AC Omonia/Zypern), Fernando Neves „Nando“ (US Monastir/Tunesien), Pedro „Pele“ (West Bromwich Albion/England), Ze Piguita (Al Shamaal/Katar), Janicio Martins (Vitoria Setubal/Portugal), Valdir Oliveira Soares „Barra“ (Academico do Aeroporto/Kap Verde), Claudio Aguiar „Lito“ (Academica/Portugal), Emerson dos Santos da Luz (SC Beira Mar/Portugal), Manuel Sanchez „Puma“ (Aris Limassol/Zypern), Marco Soares (Uniao de Leiria/Portugal), Dario Furtado (Sporting Praia/Kap Verde), Edir Pereira (CD Pinhalnovense/Portugal), Agilson Garcia „Lambreta“ (Academica da Praia/Kap Verde), Elvis Macedo „Babanco“ (Sporting Praia/Kap Verde), Elton Rodriques „Toi“ (Academica do Mindelo/Kap Verde), Rodolfo Lima (FC Vihren Sandanski/Bulgarien), Carlos Morais „Calo“ (Al Shamaal/Katar), Hernani Borges (Alki Larnaca/Zypern) und Eduardo Gomes „Dady“ (Osasuna/Spanien). Lange Zeit im Nationalkader war auch Arlindo Gomes Semedo „Cafu“, der beim SC Freiburg in der Zweiten Bundesliga spielt. Zuvor hatte er sein Geld beim Zweitliga-Absteiger Sportfreunde Siegen sowie in Portugal verdient.

Andere Spieler waren früher unter anderem in der Schweiz (Wilson Cardoso und Alexandre Monteiro), Luxemburg (Spencer Tavares und Gabriel Lopes), den Niederlanden, Frankreich und Norwegen aktiv. Die meisten „Ausländer“ spielten in Portugal, dort in der Regel in der zweiten bzw. dritten Liga.

Quellen: wikipedia.org, fifa.com und asemana.cv
Arne Lund
12.12.2007