Interview von Präsident Pires anlässlich des 30. Jahrestages der nationalen Unabhängigkeit

Kap Verde, das am 5. Juli den 30. Jahrestag seiner nationalen Unabhängigkeit begeht, ist ein anderes Land, als es durch seinen heutigen Präsidenten während des antikolonialen Kampfes und sogar nach dem Beginn seiner Entwicklung als Souveräner Staat idealisiert wurde.

Pedro Pires, der zwischen 1975 und 1991 Ministerpräsident Kap Verdes war, hat in einem Interview für die portugiesische Presseagentur LUSA zugegeben, dass 1975 das Abenteuer der Souveränität einfacher erschien und obgleich die Indikatoren der Entwicklung seines Landes heute viel höher sind, als die afrikanischen Mittelwerte, noch sehr viel zu tun verbleibt.

„Natürlich ist es nicht das Land, welches ich vor 30 Jahren idealisiert habe, da ich Kap Verde nicht kannte und da ich selbst mehr ein Eigenwilliger und weniger ein Realist war. Ich dachte, dass die Zukunft einfacher, die Entwicklung schneller und umfassender sein werde.“

Als es im Jahre 1975 viele Stimmen gab, die besagten, dass Kap Verde ein aussichtsloser Staat ist, ohne jedwede Ressourcen und mit einer generellen Armut, hat der historische Führer und Regierende niemals dieser Perspektive zugestimmt, da er überzeugt war, dass der Mensch der wichtigste Faktor beim Aufbau ist und dass er in der Lage ist, ein schweres Werk, das viel Engagement erfordert, voranzubringen.

„Wenn man mir sagt, dass meine Argumente mehr subjektiver als objektiver Natur waren, gebe ich zu, dass es an dem gewesen ist, denn in dieser Welt kann der Glaube Berge versetzen und diese Überzeugung es erlaubte, Kap Verde neu zu erfinden. Und das ist das, was in Wirklichkeit geschah.

Aber „nichts ist vollkommen“ und wer behauptet, er könne etwas perfekt machen, betrügt sich selbst.“

„Bei der Analyse der Geschichte muß man bescheiden sein und zugeben, dass wir nicht zu 100 % Besitzer der Wahrheit sind, dass das Werk von seinen Ausführenden abhängt und dass diese nicht immer voll darauf vorbereitet sind“.

Man kann mit Sicherheit bestätigen, dass hinsichtlich der Unabhängigkeit Kap Verdes die Strategie erfolgreich war. Die Ergebnisse müssen höher bewertet werden, als die Vorurteile.

Und das Ergebnis sieht wie folgt aus: „Kap Verde hat die Unabhängigkeit errungen und hat sich als glaubwürdiger Staat etabliert.

In Erklärung der Genesis der politischen Öffnung zu Beginn der 90-er Jahre sagte Pires, dass das Regime zu dem Schluss kam, dass die weitere Entwicklung nur durch die Anlockung ausländischen Kapitals möglich ist. Man begann darüber nachzudenken, die Wirtschaft des Landes zu liberalisieren und sich der Welt zu öffnen. Die Öffnung war das Ergebnis einer politischen Option und nicht eines „Unfalls“.

(Quelle: Visão News/USA 03. Juli 2005 – zusammenfassende Übersetzung)
Arne Lund
7.8.2005