Von alten und neue Projekten

Behandlungszentrum in Cidade Velha

Seitdem wir vor vier Jahren im Januar 2016 das erste Mal für die DWLF e. V. (Dentists Without Limits Federation) auf der Insel Santiago im humanitären Hilfseinsatz waren, hat sich die Hauptstadt Praia bis heute, wir waren jetzt zum 8. Mal dort im Einsatz, noch stärker verändert. Das Verkehrsaufkommen hat sich noch weiter erhöht, zur „Rush Hour“ fahren die Autos fast Stoßstange an Stoßstange, wo möglich auch 2-spurig. Nur aufgrund der Respektierung der Zebrastreifen, wo die Fußgänger Vorrang haben und alle Autos anhalten, ist ein gefahrloses Überqueren der Straße möglich.

Nicht viel hat sich im Gegenteil dazu in den in unserem letzten Bericht im Kap Verde Journal Nr. 1/ 2019 auf den Seiten 25 bis 27 beschriebenen Umständen in den schon nur einige 100 Meter vom Zentrum entfernten armen Wohngebieten verändert. Die Straßen sind weiterhin unbefestigt und sehr staubig. Die Menschen leben weiterhin im Gegensatz zum Zentrum, in dem immer mehr Häuer schön gestrichen sind, in unverputzten „Rohbauten“. An der „Modernisierung“ der Stadt haben diese Wohngebiete keinen Anteil, im Gegenteil, der Unterschied wird immer krasser.

Aus diesem Grund haben wir im Januar und November 2019 nochmals dank des uns vom EKF e. V. zur Verfügung gestellten finanziellen Rahmens die Kindergartengruppe der Baptisten durch einen umfangreichen Einkauf von Nahrungsmitteln unterstützt. Diese Spende entlastete das Budget der Verantwortlichen, so dass weitergehende Wünsche, wie sie uns bereits bei unserem ersten Kontakt unterbreitet wurden, realisiert werden konnten. Seit unserem letzten Besuch im Januar 2019 wurde der Kindergarten in Terra Branca in Eigenleistung mit einem großen Raum weiter ausgebaut, so dass dort jetzt insgesamt fast 50 Kinder betreut werden können. Dies allerdings ist aufgrund der stark steigenden Kinderzahlen gerade bei den armen Familien - meistens nur aus der Mutter bestehend - nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“. Aber immerhin bekommen die Kinder dort schon eine Grundschulausbildung, spielerische Bewegungstherapie und auch vernünftiges Essen.

Auf der Suche nach einem weiteren neuen Projekt hatten wir Dra. Jacira Varela, die Ärztin im sozialen Behandlungszentrum in Cidade Velha, der ersten Stadtgründung und früheren Hauptstadt der Kapverden mit einem sehr ländlichen Patienteneinzugsgebiet, gefragt. Dieses Zentrum hat einen Einzugsbereich von ca. 10.000 Einwohnern, die aus einem Umkreis von ca. 30 km kommen. Der Wartebereich für alle Patienten ist der überdachte Vorplatz des Zentrums mit Sitzbänken. An bestimmten Tagen findet konzentriert eine Kinderbehandlung statt. Neben eingehender Untersuchung werden dann auch z. B. Impfungen durchgeführt. Für diese Kinder wünschte sich Jacira einen eigenen Wartebereich, getrennt von den Erwachsenen, kindgerecht gestaltet und mit Möglichkeit zum Spielen.

Diesem Wunsch haben wir gern entsprochen. Zur kindgerechten Gestaltung dieses Bereiches hatte ein Künstler, der Mann unserer kapverdischen Kollegin Elizabeth, uns entsprechende Entwürfe vorgelegt. Für die „Möblierung“ bekamen wir einen Kostenvoranschlag. Da sich die Gesamtkosten in einem vernünftigen Rahmen bewegten, konnte das Projekt realisiert werden. Dies geschah in einer Zeit, als wir schon nicht mehr auf den Kapverden waren, da wir wieder nach Deutschland zurückfliegen mussten. Jacira hat alles beaufsichtigt, die Möbel und Spielzeug eingekauft und uns zunächst die Bilder des Ergebnisses geschickt. Als wir im November 2019 wieder dort waren, konnten wir uns selbst von dem Ergebnis überzeugen und fanden, dass es noch viel schöner war, als wir es schon auf den Bildern gesehen hatten.

Während unseres letzten Einsatzes im Januar 2020 reifte auf Anregung von Jacira die Idee für ein weiteres Projekt. In dem weit im Landesinneren gelegenen sehr armen Ort Santana könnte die dortige Schule finanzielle Hilfe für dringende Arbeiten gebrauchen. Auch hier hat Jacira für uns die Betreuung übernommen. Die Planungen sind schon fortgeschritten, so dass wir später nach Abschluss darüber berichten können.

Dres. Wolfgang und Ute Kehl