„Musteru“ vor Santiago gesunken

Das Passagier- und Frachtschiff „Musteru“ ist am frühen Morgen des 6. Mai 2008 auf seinem Weg nach Praia nach Fogo in der Nähe von Porto Mosquito bei São João Baptista an der Westküste von Santiago gesunken. Bei dem Unglück konnten sich alle 109 Passagiere und die Besatzung unverletzt retten. Zunächst hieß es zur Ursache, das Schiff sei wegen des anhaltend schlechten Wetters gesunken, nach Angaben der Hafenverwaltung waren Teile der Ladung (unter anderem sechs Lastwagen und 13 Anhänger mit Inhalt) durch den Sturm verrutscht und hätten zunächst eine Schieflage des Schiffes verursacht. Dabei sei Wasser eingedrungen, so dass das Schiff schließlich gesunken sei. Zuvor hatte der Kapitän noch erfolglos versucht, wieder den Hafen von Praia zu erreichen. Der Wert der versunkenen Ladung wurde mit etwa 150 Millionen Escudos angegeben.

Die Anfang der 1970er Jahre in Griechenland gebaute „Musteru“ (knapp 66 Meter lang und 13 Meter breit) gehörte der „Polar Shipping Agency“ und war das einzige Schiff für die Verbindung von Santiago mit Fogo und Brava sowie Maio. Unterdessen hat die Regierung in Praia ohne Angaben von Einzelheiten mitgeteilt, dass die Schiffsverbindungen mit Fogo, Brava und Maio aufrechterhalten werden sollen. Wie es danach hieß, sollen jetzt Schiffe der Cabo Verde Fast Ferry für die Verbindung von Praia nach Fogo und Brava eingesetzt werden. Ein Zeitpunkt wurde jedoch nicht mitgeteilt. Eine Regierungssprecherin lobte gleichzeitig die Bevölkerung von Porto Mosquito für ihre Unterstützung für die geretteten Passagiere der „Musteru“. Vor der Niederlassung der Schiffseigner in Praia versammelten sich nach dem Unglück zahlreiche Passagiere der „Musteru“. Sie hofften auf den Einsatz eines anderen Schiffes, doch die Agentur hatte geschlossen.

Kurz nach dem Unglück berichtete A Semana über den 60-jährigen Italiener Gianfranco Sartori, der bei dem Schiffsuntergang sein gesamtes Hab und Gut verloren hatte. Dazu gehörten auch Medikamente, die er nach seinen Herzoperationen dringend benötigt und die auf Kap Verde nicht zu kaufen sind. Zunächst blieb unklar, ob Sartori jetzt nach Italien zurückkehrt. Der Witwer wollte sich zunächst auf Maio ansiedeln, entschied sich dann aber wegen der Luftverbindungen und der ärztlichen Versorgung für Fogo.

Die „Musteru“ war binnen kurzer Zeit das zweite Schiff „Polar Shipping Agency“, das ausgefallen ist: Am Abend des 2. April war die „Barlavento“ südlich von Fogo auf Grund gelaufen. Die elf Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder konnten das Schiff mit Hilfe der Rettungsboote am nächsten Morgen unverletzt verlassen.
Reinhard Küchler
14.5.2008