Unsere Reise nach Kapverden vor Ausbruch von Corona

Am Flughafen von Sal

Wie fast jedes Jahr wollten wir unseren Urlaub auf Kapverden verbringen.
Aber dieses Jahr war alles anders... Am 28. Februar sind meine Freunde von Hamburg nach Sal mit Tuifly geflogen. Mein Flug von München mit Tuifly ging dann am darauffolgenden Mittwoch. Mit großem Hallo haben wir uns auf der Insel Sal getroffen. Alle haben sich gefreut, wieder auf Kapverden zu sein. Am Freitag, den 6. März ging es weiter nach Sao Nicolau.
Gerade Jose, der in Sao Nicolau geboren ist, konnte endlich nach zwei Jahren wieder seine Familie treffen. Zu dieser Zeit haben wir wohl alle gewusst, dass es einen Virus gibt, der kurz vor unserem Abflug auch in Deutschland angekommen war, aber noch weit entfernt war, welche Auswirkungen dieser in naher Zukunft für uns alle haben wird.

Wir verbrachten sehr schöne Tage auf der Insel Sao Nicolau, doch gab es eine gewisse Anspannung, die uns die täglich neuen Informationen zum Corona-Virus bescherten.
Am Samstag, den 21. März haben wir unsere Rückflüge für die kommende Woche von der TUI in Santa Maria bestätigen lassen. Sie sagten uns, dass die Flüge planmäßig erfolgen. Was uns an diesem Tag besonders in Santa Maria aufgefallen ist, dass die Straßen wie leer gefegt waren. Irgendwie kam es uns vor, als wenn keine Touristen mehr da wären.
Das alles gab uns kein gutes Gefühl und so gingen wir am Sonntagvormittag zum Flughafen.

Tag 1: Sonntag, 22. März

An diesem Tag sollte jemand aus unserer Gruppe den Rückflug nach Hannover antreten. Dieser war planmäßig abends um ca. 19:30 Uhr. Doch am Flughafen kam dann schon die erste Überraschung für uns. Der Flug nach Hannover wurde auf 11:00 Uhr vorverlegt. Inzwischen war es bereits kurz vor 11:00 Uhr. Unser Heimkehrer wurde von uns angerufen und er war auch in der nächsten halben Stunde mit seinem Gepäck am Flughafen. Doch jetzt hieß es Warten. Die Mitarbeiter vom Flughafen haben die vielen Reisenden, die einen Rückflug nach Amsterdam und anderen Zielen hatten, nicht in das Flughafengebäude gelassen. Eine lange Menschenschlange hat sich vor dem Flughafengebäude gebildet. Doch keiner kümmerte sich, ob eventuell noch Reisende nach Hannover in der Menschenschlange standen. Das Flugzeug ist somit ohne die fünf Reisenden, die nach Hannover wollten, gestartet. Die TUI-Mitarbeiter teilten uns mit, dass morgen drei Flugzeuge nach Deutschland fliegen. Das wäre dann die letzte Möglichkeit, nach Deutschland auszureisen. Wir sollten um 8:00 Uhr am Flughafen sein und uns in eine Liste eintragen.

Tag 2: Montag, 23. März

Wir waren bereits um 7:00 Uhr am Flughafen. Die Informationstafel zeigte uns, dass eine Maschine nach Düsseldorf und zwei nach Hannover fliegen sollen. Wir warteten vor dem Büro, welches um 9:00 Uhr öffnen sollte, um uns für die Liste einzutragen, in welchem Zielort wir einchecken wollten. Es sind sehr viele Touristen am Flughafen. Von einigen Deutschen erfahren wir, dass sie mit der TAP angekommen sind, andere wiederum mit einer marokkanischen Fluggesellschaft. Diese Fluggesellschaften haben schon seit mehreren Tagen alle Flüge gestrichen und somit versuchten, die Reisenden in der TUI-Maschine einen Platz zu ergattern. Um 9:15 Uhr öffnete das Büro um uns mitzuteilen, dass es keine Liste gibt und dass wir ins EG gehen sollten um dort zu warten. Eine TUI-Mitarbeiterin hat alle jene, die ein Tuifly-Ticket hatten, aber nur als Individualreisende unterwegs waren, in eine Reihe stellen lassen. Wir haben miterleben müssen, dass alle Pauschal-Reisenden einen Platz erhielten und auch manche, die ein Ticket einer anderen Fluggesellschaft hatten. Wir sind uns vorgekommen, wie Menschen zweiter Wahl. Zwei aus unserer Gruppe haben in letzter Sekunde doch noch einen Platz bekommen. Die anderen wartenden Deutschen wurden von dem TUI-Personal vertröstet. Sie hätten für morgen noch eine Maschine geordert, die uns nach Deutschland bringen sollte. Heute passiert nichts mehr. Wir sollten in unsere Hotels zurückgehen, Essen, Trinken und Ausruhen. Morgen zwischen 8:00 Uhr und 9:00 Uhr sollten wir wieder am Flughafen sein.

Tag 3: Dienstag, 24. März

Wir sind wieder um 7:00 am Flughafen. Auf den Informationstafeln werden nur Inlandsflüge angezeigt. Kein Flug nach Europa, geschweige Deutschland. Es lässt sich vom Tuifly-Personal niemand blicken. Es sind die Deutschen hier, die auch am Vortag mit uns am Flughafen gewartet haben.
Uns wird bewusst, wir wurden angelogen. Heute kommt keine TUI-Maschine um uns abzuholen. Jetzt musste man tätig werden. Wir haben uns in verschiedenen Listen im Internet eingetragen. Auf der Seite vom Auswärtigen Amt in Deutschland, auf die Liste zur Rückholaktion von Condor und auch die deutsche Botschaft in Dakar wurde von uns kontaktiert. Man hat alles versucht, um wieder nach Deutschland zu kommen, nachdem uns die TUI-fly so in Stich gelassen hatte. Noch am Urlaubsort hat die Tuifly die Kündigung vom Beförderungsvertrag ausgesprochen. Am Dienstagnachmittag kam dann die erlösende E-Mail von der deutschen Botschaft, die uns einen Rückholtransport nach Deutschland anbot.
Das Flugzeug soll am 27. März um 12:45 Uhr von Sal starten. Wir waren erleichtert und sind abends nach einem langen Tag am Flughafen zurück in unsere Unterkünfte gekehrt.

Tag 4: Mittwoch, den 25. März

Im Schreiben der deutschen Botschaft wurde erwähnt, sofern man die Möglichkeit hat, früher auszureisen, sollte man dies in jedem Fall nutzen. Somit saßen wir am Mittwoch wieder am Flughafen. Ein Flug sollte am späten Nachmittag nach Luxemburg starten. Dieser Flug war bereits mit Ausreisenden besetzt, die vorher reserviert hatten. Doch nicht alle, welche den Flug reservierten, sind am Abflugtag erschienen. So warteten wir, eine kleine Gruppe, am Check-in mit Bangen und Hoffnung. In allerletzter Minute wurden wir aufgefordert einzusteigen. In Luxemburg angekommen wurden wir von der deutschen Botschaft empfangen. Die deutsche Botschaft hat einen Bus organisiert, der uns zum Bahnhof nach Koblenz gefahren hat.
Das war alles super organisiert und großer Dank an alle, die uns in unserer misslichen Lage geholfen haben.

Tag 5: Freitag, den 27. März

Nun war von unserer Gruppe noch eine Person auf Sal.
Ich war pünktlich um 8.00 Uhr am Flughafen. Dort traf ich viele bekannte Gesichter. Wir waren ungefähr 150 - 200 Personen. Es kamen auch noch Bekannte in letzter Minute aus Sao Vicente und Sao Nicolau angereist!
Als wir unsere Pässe vorzeigten, wurden wir wieder verunsichert, weil nicht alle auf der Liste standen, die von einer Flughafenangestellten kontrolliert wurde! Erst mit der dritten Liste durften alle zum Einchecken!
Erleichterung!
Wir wurden mit einem großen belgischen TUI-Flugzeug nach Köln geflogen. Da der Flieger nur ca. halbvoll war, konnte ich mich sogar zum Schlafen hinlegen! Gut versorgt wurden wir auch.
Um 21.00 Uhr landeten wir in Köln und wurden ohne jede Kontrolle (außer Reisepass) unserem Schicksal überlassen.
Jeder musste zusehen, wie er nach Hause kam. Zum Glück holte mich und zwei Freunde, die auch nach Hamburg wollten, ein netter junger Mann mit dem Auto ab, so dass ich um 3.00 Uhr morgens endlich im Bett lag!
So sind wir zu guter Letzt doch noch glücklich nach Hause gekommen. Ein Dankeschön auch an die Botschaft in Dakar und das Auswärtige Amt!

Gerlinde Uebler